Fachkönnen

Das Gehäuse

Stil und Struktur

Unsere Gehäuse werden von Freddy Risser (Kunsttischler und Holzbildhauer) und Mathieu Lichty von der Firma Walser diplomierter Facharbeiter für das Kopieren der Möbelstücke mit Altertumswert) hergestellt. Die Verkettung ihrer Sachkenntnisse erlaubt uns, eine tadellose technische Schöpfung vorzustellen. Die Integration der Orgel ins Gebäude wird von ihrer besten Kenntnis der Stile unterstützt und deswegen optimal verrichtet. Die Struktur der Gehäuse wird mit Zapfenverbindungen realisiert: wir verwenden traditionelle Zusammenbautechniken.

Skulptur

Die Zierden der Gehäuse und des Spieltisches werden von Freddy Risser handgeschnitzt, dann und wann von Philippe Rémy, Kunsttischler in La Bresse (Vogesen), der diese Arbeit für uns als Subunternehmer ausführt: beide verfügen über das Prüfzeugnis der Hochschule für Kunsttischlerei von Avignon (Ecole d’Avignon). Im Fall eines Neubaus sind beide imstande, mit dem gesamten Stil des Gehäuses übereinstimmende Zierden zu erzeugen. Sie sind ebenfalls fähig die fehlenden Teile eines ehemaligen Gehäuses zu schnitzen. Die Bandsäge wird nur für den Grobschnitt verwendet: die übrige Arbeit wird handgemacht, mit Hohlmeißeln und Schlägel. Ein tiefgreifender Sinn für Proportionen und Volumen und eine vollkommene Bildung über Holzstruktur sind hier notwendig.

Vergoldung

Die Mehrheit unserer Gehäuse besteht aus naturbelassenem, gelagertem Holz. Manchmal beschäftigen wir uns aber mit Orgeln aus der Barockzeit, die gestrichen, örtlich vergoldet sind. Die Vergoldung ist dem Holzschnitzer anvertraut: dieser handelt nach einem altherkömmlichen Ablaufschritt, nach dem Prinzip der Vergoldung auf Leimgrund, der im Werk von Félix Watin Kunst des Malers, des Vergolders und des Lackierers (1773) beschrieben wurde:

Ein vollkommenes Vergoldungswerk auf Leimgrund besteht aus siebzehn Hauptarbeitsgänge: ankleben, erbleichen, zustopfen mit Hasenhautleim, geschmeidig machen und schmirgeln, flicken, entfetten, mit Schachtelhalm schwabbeln, vergilben, glattstreichen, abflachen, das Holz mit einer Oxydgrundlage vorbereiten, abreiben, vergolden, brünieren, abstumpfen, verfeinern, zinnoberröten und nachschleifen.

Félix Watin, Kunst des Malers, des Vergolders und des Lackierers, 1773

In manchen schwierigen Fällen zeigen Vergoldungen sonderbare Zerrüttungen hervor, wie Aufwölbungen oder Abblätterungen. Dann wenden wir uns an Pascal et Eladia Meyer. Die Talente dieser Fachleute für die Restaurierung der Vergoldungen und Malereien sind uns von Nutzen.

Intarsien

Diese Technik entdecken wir zuweilen in damaligen Orgeln, die das Vollholz bevorzugen. Die Intarsien befinden sich meistens in den Verzierungsstreifen oder auf den Backen der Klaviatur. Wir schlagen manchmal vor, das Pult einer neuen Orgel mit einer Intarsientafel auszurüsten. Dies bedeutet für den Orgelspieler eine weitere Genussquelle.

Marmormalerei

Sowie die Vergoldungen sind solche Ziertechniken nur gelegentlich auf den Orgeln aufzufinden. Jedoch haben wir solch eine Marmorimitation für die neue Orgel von Luz-Saint-Sauveur vorgeschlagen. Wir hatten auch eine ähnliche Zier auf der Orgel von Markt-Allhau zu restaurieren. In beiden Fällen haben wir uns für die Weitergabe dieser Facharbeit an den Nachunternehmer Meyer (Atelier Meyer) entschieden.

Mechanik

Spieltisch

Als Steuerungszentrum für den Orgelspieler wird der Spieltisch besonders gepflegt. Das Einstellen der Mechanismen wird mit extremer Präzision durchgeführt: so wird dem Organist ein sehr sensibles Instrument angeboten. In unseren neuen Orgeln gibt es ausschließlich die mechanische Traktur, eine traditionelle Technik, die große Genauigkeit verlangt aber Zuverlässigkeit und einen unübertroffenen Anschlag verleiht. Unsere Orgeln können auch auf Wunsch mit elektrischen Schaltkästen ausgestattet sein. Diese Arbeit wird an Joël Pétrique als Subunternehmer vergeben.

Windanlage

Die Windanlage ist im Grunde genommen die Lunge der Orgel. Sie besteht aus Bälge, die von einem elektrischen Orgelgebläse mit Luft versorgt werden. Unsere Orgelgebläse werden in den Fabriken Marke Laukhuff oder Konyves hergestellt. Wir suchen dabei ein unumgängliches Qualitätsmerkmal auf: die Lautlosigkeit. Das Orgelgebläse darf den Orgelspieler nicht stören.

Mathieu Lichty stellt die Bälge in der Werkstatt her: wir bevorzugen keilförmige Bälge weil diese Form einen lebendigeren Wind erzeugt. Sie sind meistens aus Nadelholz aber wenn wir klassische französische Orgeln restaurieren, bauen wir Bälge aus Eichenholz. Wir statten sie mit Rindsleder aus, das eine exzellente Haltbarkeit darbietet.

Windladen

Ist der Blasebalg die Lunge der Orgel, so sind die Windladen ihr Herz. Sie sind dafür gedacht, den vom Blasebalg produzierten Luftdruck zu speichern und ihn in die Windkanäle zu leiten, je nach den angespielten Tasten oder den ausgewählten Registern. Um bestens ihre Rolle zu spielen, müssen die Windladen vollkommen dicht sein. Jérôme Maillet stellt die Windladen her: dafür wählt er das beste Eichenholz.

Das Fundamentbrett besteht aus Sperrholz, aus Eichensperrholz in den prächtigsten Instrumenten: wir haben das Sperrholz gewählt weil es den hygrometrischen Variationen den besten Widerstand leistet. Da wir die Fundamentbretter auf einen Rahmen leimen, der diesen Variationen nicht folgt, garantiert dieses Holz den Windladen eine perfekte Dichtheit. Ganz im Gegenteil zu den Fundamentbrettern aus Vollholz in denen unvermeidbar Risse erscheinen, die dann Durchstecher verursachen.

Klangfarbe

Orgelpfeifen aus Holz

Mathieu Lichty fabriziert die Pfeifen aus Holz. Er verwendet Nadelholz für die Orgeln im germanischen Typ, Eichenholz für die klassischen französischen Orgeln. In den neuen Orgeln verwenden wir Tannenholz für die Pedalregister und Eichenholz für die Manualregister. Sie werden in herkömmlicher Art mit einer Nut- und Federverbindung zusammengesetzt.

Metall Orgelpfeifen

Die Zinn- und Bleilegierungen für die Herstellung der Pfeifen werden in unserer Werkstatt abgegossen und abgeschliffen. In einer neuen Orgel, arbeiten wir ab und zu mit Joël Klein in Woerth (Elsass) als Subunternehmer. Eric Ernst hat sich auf die Ausfertigung der Metallpfeifen spezialisiert. Die offenen Pfeifen sind auf Tonlänge abgeschnitten. Die Bordune zeigen angelötete Hauben vor. Das Zungenwerk wird handgeschmiedet.

Orgelstimmung

Die Orgelstimmung ist die letzte Etappe seiner Herstellung. Sie besteht aus ausdrücklichen Etappen: die Mündungen öffnen, die Luftannahme einstellen, die Pfeife auf die richtige Länge schneiden, die Kraft einer Pfeife angesichts der nächsten ausgleichen um ein sauberes und gleichartiges Spiel zu erhalten, schließlich die Kraft eines Registers im Verhältnis zu einem anderen regeln um behagliche Tonmischungen zu erhalten. Aber die Orgelstimmung umfasst noch weiteres:  sie verleiht der Orgel ihre Tonästhetik und gibt dem Orgelbauer die Möglichkeit sein Tonfeingefühl auszudrücken.

Yves Koenig und Julien Marchal stimmen die Orgeln ein, in zwei Etappen: die erste entsteht in unserer Werkstatt, die zweite besteht in einer Feineinstellung sobald das Instrument in seinem beherbergenden Ort aufmontiert ist, um die Lautstärke bestens anpassen.

Fotos von Édouard Élias für das INMA