Restaurierung

Unser Berufsethos

Die Restaurierung ist dann effizient, wenn der Orgelbaumeister in der Vergessenheit von sich selbst arbeitet: er muss die Bescheidenheit haben, sich vom angebotenen Werkstoff führen zu lassen, ohne sich die Materie anzueignen oder sie verändern zu wollen.

Jede Restaurierung beginnt mit einer dokumentarischen Studie: sie umfasst Forschungen und ein quasi-archäologisches Verzeichnis der verschiedenen Orgelelemente, ihrer jeweiligen Geschichte und ihrer aufeinanderfolgenden Wiederinstandsetzungsarbeiten. Diese Studie soll die Verantwortlichen zu einer durchdachten Wahl zwischen den verschiedenen Optionen der Restaurierung führen: es erfolgt, entweder die Rekonstruktion des Originalwerks wenn es zum Teil noch vorhanden oder genügend dokumentiert ist ; oder das Abbild einer weniger weit Zurück Periode der Orgel, wenn es einem gewachsenen Zustand entspricht und musikalisch interessant erscheint.

Wie es Cesare Brandi in der Theorie der Restaurierung schreibt, die Restaurierung solle nicht zu einer historischen Fälschung führen. Unsere Auffassung der Restauration stellt sich gegen die Sichtweisen von Viollet-le-Duc. Er behauptet nämlich: „Restaurieren […] bedeutet nicht unterhalten, reparieren oder wieder machen; es bedeutet einen gesamten Zustand wiederherzustellen, der zur einem gegebenen Zeitpunkt nicht bestanden haben kann“. Wir gehen vom Prinzip aus, dass ein historisches Instrument nicht nach dem Zeitgeschmack geändert sein darf und dass wir nicht berechtigt sind, die „Fehler“ des Werkschöpfers zu korrigieren.

Weil wir hauptsächlich auf Orgeln arbeiten, die heute noch kultische Zwecke dienen, müssen unsere Restaurierungen den Funktionalitätskriterien entsprechen. Nach Möglichkeit streben wir nach der Wahrung von Originalbestandteilen aber wir müssen manchmal den Erfordernissen der Betriebsinstandhaltung den Vortritt lassen. In diesem Fall ist unsere Restaurierung vom Willen getrieben, die Gesamtheit der Intentionen des Schöpfers, die augenscheinlichen Merkmale und die originelle Funktion des Instruments zu bewahren. Wir verbieten uns nicht fehlende Elemente originalgetreu wiederaufzubauen; oder unbrauchbare mechanische Teile durch neue auszutauschen, alles hergestellt nach einstmaliger Technik.

Die verschiedenen Arten der Orgelrestaurierung

Wir unterscheiden vier Weisen zu restaurieren, nach der Klassifizierung von Laurent Plet, erschienen in seiner Über die Qualifikation in Orgelrestaurieren betitelte Fachschrift. Die vier Kategorien der Restauration führen zu sehr verschiedenen Wahlmöglichkeiten.

  • Die museumswürdige Aufbewahrung bezieht sich auf unvollständige oder fragmentarische Instrumente, welchen einen hohen Wert, die Anerkennung einer außergewöhnlichen Technik oder eine geschichtliche Geltung zugesprochen wurde. Diese Instrumente sollen den folgenden Generationen ohne jede Veränderung hinterlassen sein. In dieser Hinsicht werden nur Interventionen akzeptiert, die dazu beitragen ihre Aufbewahrung zu sichern, ohne jeden Versuch sie in wieder in Gebrauch zu setzen.
  • Die historische Restaurierung bezieht sich auf Instrumente, die eine oder mehrere Stilepochen gekannt haben: der Aufbewahrungszustand ihrer meisten Elemente ermöglicht die Wiedergewinnung eines Stimmigen musikalischen Urzustands. Das Ziel einer solchen Restaurierung ist die Rückkehr zu einem ursprünglichen Zustand, die Wiedergewinnung einer aus früheren Zeiten schriftlich attestierte Orgelverfassung, ohne jede Veränderung. Die Elemente, die nicht weiterverwendet sind, werden im Gehäuse aufbewahrt um eine Konservierung ohne Trennung zu begünstigen.
  • Der geschichtliche Kompromiss betrifft Instrumente, die historische Spuren aus mehreren Perioden vorzeigen: ihre Restaurierung zu einem bestimmten Zustand ist nicht möglich. In diesem Fall ist die Restaurierung ein Kompromiss zwischen den verschiedenen Epochen, die die Orgel kannte, inbegriffen die jüngsten. Es geht mehr oder wenig um einen Neubau der Orgel mit ihrem historischen Material.
  • Der historische Wiederaufbau betrifft Instrumente, die in Bezug auf spätere Bauarbeiten einen großen Teil ihrer Geschichtlichkeit verloren haben. In diesem Fall erscheint die Restaurierung wie eine komplette Wiedererrichtung des Instruments: sie ist von einer mechanischen und musikalischen Basis abhängig, in voller Kohärenz mit dem Gehäuse.

Was die Restaurierung betrifft, unterscheiden wir also die Interventionen, die das Ziel tragen das Weiterbestehen der Orgeln zu sichern und die schweren Restaurierungsprogramme: die Wiederherstellung eines Teilstücks des Gehäuses oder der Einbau von Spunden in der Windlade um die Dichtheit zu sichern, gehören auch dazu.

Unsere Interventionen sind von vier Hauptregeln bestimmt:

  • die Umkehrbarkeit: unsere Interventionen sind zu jeder Zeit reversibel, falls man in der Zukunft entscheiden würde, die Restaurierungen rückgängig zu machen;
  • die Lesbarkeit: die zusätzlichen und aufgebauten Teile müssen von den folgenden Generationen identifiziert sein können. Jedes Einzelteil wird unauffällig datiert und in die Akten der Restaurierung eingetragen;
  • die Stabilität: die chemische Stabilität der bei jeder Restaurierung verwendeten Produkte ist auf längerer Zeit nachgewiesen worden;
  • die Kompatibilität: alle unsere Interventionen verwenden Materialien, die mit den ursprünglichen Materialien des Instruments vereinbar sind, so dass keine gegenseitige Materialdegradierung erfolgen kann.

Grundlagentexte

Charta von Venedig (1964).

Charta des Orgelbauers (2005)

Laurent PLET, note Sur la qualification en restauration d’orgues.

Cesare BRANDI, Théorie de la restauration, Paris, Editions Allia, 2011.

Salvador MUÑOZ VIÑAS, Contemporary theory of conservation, Paris, Editions Elsevier, 2005.